Und wieder so eine durchsichtig gebrauchte Weisheit: Das Glück ist in den kleinen Dingen...
Kennt ihr das? Du fühlst dich ein bisschen määh, unmotiviert und antriebslos und dann kommen dir genau solche weisen Sprüche in den Sinn. Manchmal da ist das genau das Letzte, was ich noch brauchen kann. Man wird doch auch mal einfach etwas Trübsal blasen dürfen und bei mir hält das meistens nicht länger an als einen, maximal zwei Tage. Doch die Zeiten haben sich geändert. Es zehrt an den Nerven, diese Krise und ein Energiebündel, wie ich es bin, fühlt sich zuweilen etwas eingepfercht. Dann muss ein Tapetenwechsel her und das bedeutet derzeit meistens raus in die Natur. Mit Jesco bin ich natürlich jeden Tag mehrmals draussen, doch wir kennen schon bald jeden Stein hier in der Umgebung. Darum bin ich am Sonntag mit ihm in die Berge gefahren, genauer in den Alpstein. Wir sind von Brülisau zum Fählensee gelaufen. Es war ziemlich windig, aber angenehm von der Temperatur her. Links und rechts neben dem Weg hatte es noch Schneefelder und je höher wir kamen, desto höher waren diese auch. Jesco brauchte einen Moment, bis er begriff, um was es sich handelte. Als der Groschen gefallen ist war er ausser Rand und Band. Er spurtete über die Schneefelder, buddelte seine Nase darin ein, wälzte sich hin und her und kriegte sich fast nicht mehr ein. Es war einfach eine Freude ihm dabei zuzusehen. Als ich bei der SAC Hütte picknickte in den Bäumen neben einem Schneefeld, da raste er in der Gegend umher, verschwand zwischen den Bäumen und tauchte plötzlich wieder auf dem Schneefeld auf, wo der nasse Schnee nur so spritzte, ehe er wieder verschwand und eine Runde drehte. Ich amüsierte mich köstlich über die Freude meines Getiers. Wärend ich so sass entdeckte ich dieses hübsche kleine Violett. Die Blüte war kaum grösser als meine Fingerkuppe am Kleinsten und das ganze Pflänzchen nur etwa vier Zentimeter hoch. Bezaubernd glitzerten kleine Tautropfen auf dem Kelch und ich freute mich wirklich sehr über das kleine Gewächs. Überhaupt fühlte ich mich seit Langem wieder mal zufrieden und ausgeglichen. Das Rauschen in den Tannen lullte mich förmlich ein und der blaue Himmel rahmte die noch schneebedeckten Berge um mich herum ein. Ein toller Anblick. Es war nicht ruhig um mich, wegen des Windes, doch in mir war es das. Ich fühlte mich gut, es ging mir gut und es schien, als wäre alles gut. Und das war es auch für einen Moment. Dann kam der mühselige Abstieg und dann hatte mich der Alltag wieder. Geblieben sind der Muskelkater und die Bilder. Die im Kopf und dieses, das ich mit euch teile.
Wir sind doch immer wieder herausgefordert durch den Alltag, durch Ereignisse und Begebenheiten abseits unserer Vorstellung, wie etwas sein sollte. Und dabei verlieren wir manchmal den Überblick, verlieren das Grosse und Ganze aus den Augen.
Willst du dich am Ganzen erqicken, so musst du das Ganze im Kleinsten erblicken.
Johann Wolfgang von Goethe
Ich wünsche euch, dass ihr immer wieder das Ganze im Kleinen erblicken könnt und euch durch das Kleine der Blick fürs Ganze zugänglich wird.
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